TON-FELD 1020 WIEN

1992 - 2020. © Atelier Leitner

Das TON-FELD wird über ein Steuersystem mit Zufallsgenerator programmiert, welches das aufgerufenen Ton-Material über die Rasterfläche verteilt. Das gesamte Ton-Feld wird immer wieder abgetastet: ein in sich bewegter, rhytmisierter Raum. Im Ton-Feld ist keine Hörposition festgelegt. Es können beliebige Standpunkte eingenommen werden, bei freiem Herumgehen bleibt die Person wie eingetaucht in einen amorphen, sich verschiebenden, fließenden Raum.

Jeder Ton-Ort ist ein 100cm x 100cm x 60cm großer, in den Boden versenkter Resonanzkörper, aus dessen Mitte eine schwarze, polierte Granitsäule aufragt. Die Stelen stecken den feldartigen Bereich ab, sie geben dem Platz ein visuelles Maß, welches das akustische Maß, das Messen der gehörten Ton-Räume erleichtert, optisch stützt. Der polierte Naturstein setzt sich mit seiner ihm eigenen Ausstrahlung von der Pflasterung des Bodens wie vom Kunststein der Architektur ab. Die mit je einem Lautsprecher und einer Lichtquelle versehenen Resonanzkörper sind mit vier 12mm starken Gußeisenplatten abgedeckt, die auskragend, nur zweiseitig befestigt sind, um Eigenschwingungen der Platten zu gewährleisten. Die blaue Farbe der Abdeckplatten betont, wie die 225cm hohen Granitsäulen, die Horizontalität des Feldes. Durch sehr schmale Schlitze tritt der Klang aus dem Resonanzraum, was ihm - durch Härte und Gewicht von Beton und Gußeisen mitgeformt - eine besondere, sonore Qualität verleiht.

Die Lassallestraße ist eine verkehrsreiche Straße. Der Verkehrslärm wird vom angrenzenden, aktivierten Ton-Feld kaum wahrgenommen. Hörend eingebunden in das Ton-Feld-Innen wird der vorbeiflutende Verkehr zum wenig störenden Außen. Das Gehirn wählt aus. Bewußt gestaltete, komponierte akustische Räume sind eine neue Herausforderung für Stadtplanung und Stadtgestaltung. Es ist nicht die Lautstärke, welche das eindringliche, einprägsame Hör-Erlebnis hervorruft. Im Gegenteil. Selbst im lautesten Umfeld kann ein leiser, sinnvoll bewegter Ton-Raum die akustischen Nerven erreichen, seine künstlerische Aussage zu Gehör bringen.