LE CYLINDRE SONORE

1987. Parc de la Villette, Paris. © Atelier Leitner. Photo: F. Boudart

LE CYLINDRE SONORE ist in den Bambusgarten, eine talartige, abgesenkte Landschaft des Parc de la Villette in Paris eingebettet. Eine Ton-Architektur im öffentlichen Auftrag als intervention artistique für die Section IV des Parks konzipiert und ausgeführt. Der obere Abschluß des Doppelzylinders ist niveaugleich mit den angrenzenden Alleestraßen. Man steigt vom Park kommend eine lange Treppe hinunter in den Ton-Raum, bevor man den eigent-lichen Garten betritt. Beim Verlassen desselben durch-schreitet man wieder den Ton-Raum, bevor man zum höher gelegenen Park hinaufsteigt. Es ist ein Ort, der, in das Wandern eingefügt, durch seine Klänge schon von außen anzieht und durch seine statisch-ruhende Form zum Verweilen einlädt. Eine geschlossene Architektur, nur oben vom offenen Himmel überwölbt, die ein bewußtes Abgrenzen von der Weitläufigkeit des Parks sein will. Ein Zylinderraum, der ein konzentriertes Hören des Ortes, ein kontemplatives Sich jenseits dieses Ortes-Finden erst möglich macht.

Der Innendurchmesser des Doppelzylinders beträgt 10m, die Höhe 5m. Hinter den acht perforierten Betonelementen sind je drei Lautsprecher säulenartig vertikal übereinander montiert. in Bodenhöhe, in der Höhe von 150cm und 350cm. Der Ringraum zwischen den beiden Schalen ist Funktionsraum für die Wartung der Lautsprecher. Er dient als Zugang zum in der Erde vergrabenen Schaltraum. Der Ring ist aber vor allem ein Resonanzkörper, der den Klang durch Gewicht und Spannung der gekrümmten Flächen festigt.

Aus jedem Betonelement rinnt entlang eines schmalen Bandes Wasser in das Becken, welches den Boden des Zylinderraumes inselartig einfaßt. Das leise Rauschen lenkt von den Geräuschen der urbanen Umwelt ab, neutralisiert den Raum. Die Wasserbänder stimmen den Innenraum akustisch ein, sie sind die notwendige Bedingung dafür, daß die akustischen Sensoren und Zellen, die Ohren, die Haut, der Körper und das Gehirn konzentriert das Hören verarbeiten können.

Ton-Räume werden im CYLINDRE SONORE zwischen den Ton-Säulen hinter den acht perforierten Betonflächen, zwischen den 24 Lautsprechern aufgebaut, entwickelt, variiert. Es sind Räume der Zeit. Statisch schwebende, raumfüllende Ton-Gewebe; kreisende, die Form des architektonischen Instrumentes nachzeichnende, unterstützende Ton-Linien; prickelnd-spitze Töne entlang der Hüllwände kontrastieren mit der archaischen Statik des Beton-zylinders; schwerlastige und transparent-leichte Raumverspannun-gen; Gitarrengewebe als statisch füllendes Material; verhalltes Ton-Material weicht den Beton auf.