TON-HÖHE

1996. © Atelier Leitner

TonHöhe war ein Projekt für die Kuppelarchitektur der Kollegienkirche in Salzburg. Eine akustische Intervention im Auftrag der Fischer-von-Erlach-Gesellschaft zum 300 Jahr-Jubiläum der Grundsteinlegung im Jahr 1696.

Das Ausserordentliche an dieser Kirche ist der vertikale Raum über der Vierung. Für diesen zentralen Ort im Gundriss hat Fischer von Erlach ein Mosaik entworfen, welches aus jeder Blickrichtung eine andere Bewegung für das Auge hervorruft. Über diesem Mosaikkreis ist ein Raum hochgezogen, der bei einer Höhe von ca 50 m in der Schnittzeichnung der Silhouette einer Rakete ähnlich ist. In diese vertikale Weltachse wurde als eine Art Dialog mit dem visuellen Barock-Raum ein akustisch-vertikaler Raum installiert.

In der Zweikanal-Ton-Raum-Komposition befindet sich ein Ton-Ort (Zylinder-Objekt mit eingebautem Lautsprecher) in der Mitte des Mosaikes, die zweite Tonquelle in der Kuppel selbst (ein Lautsprecher in einem der 4 Fenster der Kuppelschale).

In der vertikalen Raumkomposition steigt der Klang aus dem Mosaik nach oben in die Kuppel. Aus dem Fenster in die Kuppel hineinprojiziert bleibt der Klang in der Kuppel gefangen. Die natürliche Nachhallzeit von 6 bis 8 Sekunden wurde elektronisch auf über 40 Sekunden verlängert.
Mit akustischen Mitteln wurde die visuelle Kuppel entgrenzt.

Ähnlich dem Entgenzen, wie es mit den Mitteln der Malerei in vielen Barockkirchen erreicht wurde. Barocke Kuppelgemälde negieren die Form der Kuppel. Diese Malerei will den Raum aufreissen, den Blick in das All, in den Himmel führen. Sie will die Statik und das Geschlossene der gebauten Architektur transzendieren.

Im Spiel der Vertikale wurde der künstliche Nachhall der Kuppel elektronisch auf den Boden abgesenkt, so dass der Nachhall der Kuppel kurz im Mosaik „zu sehen“ und zu hören war, um dann wieder 50 m nach oben, in die Kuppel aufzusteigen.
Ein Gespräch über Vertikalität mit verschiedenen Sinnen über den Zeitraum von 300 Jahren hinweg.

SIEHE TEXTE: Anselm Wagner